Behind the scenes/ Lebensmittelsteckbrief Nr. 1

Quietschfidel mit Quitten

Kennen Sie noch Quitten? Oder haben Sie sie neu für sich entdeckt? Richtig so! Wir brechen heute eine Lanze für eine Frucht, die vielen nur in Form von Gelee bekannt ist. Dabei kann die gelbe, knubbelige Frucht, die optisch an Apfel und Birne erinnert, noch viel mehr. Als typische Vertreterin alter Obstsorten zeigt sie uns, warum schon unsere Großeltern sie gerne nutzen und schätzten: Sie besticht mit einem einzigartigen, fruchtigen Aroma, macht sowohl in süßen als auch herzhaften Gerichten eine gute Figur, pflegt unseren Darm und geht freien Radikalen gekonnt an den Kragen.

Wie gesund sind Quitten?

Quitten sind von Natur aus relativ zuckerarme Früchte. Ein hoher Zuckergehalt und der süße Geschmack von Quittenprodukten kommen erst durch die Zugabe von Zucker beim Einkochen zu Gelee oder Marmelade zustande. Fett und Eiweiße enthalten diese Früchte so gut wie keine. Damit sind die Früchte mit 38 kcal / 100 g relativ kalorienarm. Mit 13 mg / 100 g Vitamin C ist die Quitte nicht der Star unter den Vitaminlieferant, leistet aber dennoch einen Beitrag zum Tagesbedarf. Aber Achtung: Da Quitten für den Verzehr stets erhitzt werden müssen, kann es durch die Verarbeitung zu einem erheblichen Vitaminverlust kommen, da Vitamin C ein hitzeempfindliches Vitamin ist. Dafür bietet die Quitte eine Reihe von Mineralstoffen wie Zink, Eisen und Kupfer sowie Fluor. Mit ihren sekundären Pflanzenstoffen bieten sie antioxidativen Schutz für unsere Körperzellen. Eine ihrer größten gesundheitlichen Vorteile ist ihr Gehalt an Ballaststoffen, den wasserlöslichen Pektinen. Sie unterstützen gleich auf mehreren Wegen wirksam die Gesundheit des Darms.

 

Die wichtigsten Wirkungen des Pektins:

  • Quellen auf und erhöhen so das Stuhlvolumen, fördern die Verdauung
  • Tragen zur Sättigung bei
  • Wirken sich günstig auf den Cholesterinspiegel aus – diese Wirkung wird durch den Verzehr von bitterstoffreichen Gemüsesorten (Artischocke, Chicorée, Anis etc.) noch gefördert
  • Fördern positive Darmbakterien wie Bifido- und Laktobazillen

Einkauf: Quitten sind rar gesät

Im Supermarkt sind Quitten eher selten zu finden. Daher sind die Früchte unverarbeitet den meisten nicht so geläufig wie andere, handelsübliche Obstsorten wie zum Beispiel Äpfel oder Bananen. In den letzten Jahren hat die Quitte aber eine Renaissance erlebt und ist vor allem auf Wochenmärkten zu finden. Gerade in älteren Gärten findet man mit etwas Glück noch den ein oder anderen Quittenbaum. Fragen Sie doch mal in der Nachbarschaft oder einer nahegelegenen Kleingartenanlage, ob jemand Quitten abzugeben hat.

 

Saison für Quitten: Herbst

Quitten haben bei uns eine recht kurze Saison. Die Früchte sind von September bis Anfang November reif, dann ist die Zeit wieder vorbei. Wer frische Früchte verarbeiten möchte, muss sich also sputen, denn die Früchte lassen sich nicht allzu lange lagern und sind deshalb auch nicht sehr lange verfügbar.

Tipps für die Lagerung: Quitten sind beinharte Sensibelchen

Auch wenn Quitten durch ihre Festigkeit zunächst einen sehr robusten Eindruck machen, neigen sie sehr schnell zum Verderben. Deshalb gilt: je schneller sie verarbeitet werden, desto besser! Wer die empfindlichen Früchte nicht sofort verarbeiten möchte, kann sie höchstens 3 Monate lagern, allerdings nur unter speziellen Bedingungen:

  • Nur einwandfreie Früchte ohne Druck- oder Faulstellen eignen sich für die Lagerung
  • Lagertemperatur 0 bis 2 Grad (frostfrei!)
  • Allein lagern, nicht neben Äpfeln oder Birnen
  • Dunkel und gut belüftet

Alternativ eignet sich das Gemüsefach des Kühlschranks – hier lassen sich Quitten 1-2 Wochen lagern.

 

Tipps für die Verarbeitung: Harte Schale, harter Kern

Quitten sind in der Verarbeitung nicht so ganz einfach – deswegen scheut sich sicher der ein oder andere davor. Die Schale und das Fruchtfleisch sind ziemlich hart, vor allem bei den Apfelquitten, einer besonders festen Sorte. Handkraft und ein scharfes Messer mit stabiler Klinge sind nötig, um die gelben Früchte zu bezwingen – Handwerker*innen-Hände sind hier besonders willkommen 😉.

Beachten Sie folgende Schritte für die Verarbeitung, um das schiere Fruchtfleisch zu bekommen:

  • Flaum mit einem Tuch entfernen
  • Früchte waschen und trocknen
  • Kerngehäuse entfernen (wie bei Äpfeln oder Birnen verfahren)
  • Schälen (Messer oder Sparschäler)
  • In Würfel schneiden

Das Fruchtfleisch kann nun weiterverarbeitet werden, z.B. zu Kompott verkocht oder im Entsafter ausgekocht werden. Den klaren Saft nutzt man dann, um das klassische Quittengelee einzukochen. Achtung: Beim Entsaftungsprozess das Fruchtfleisch nicht stampfen, da sonst auch trübende Stoffe in den Saft gelangen.

Es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten, Quitten zu nutzen:

Restlos verwertet: Verwendung für Quittenkernen

Quittenkerne enthalten wertvolle Schleimstoffe, die für die Hautpflege verwendet werden können.

  • Dazu 1 EL der Kerne (unzerstoßen!) mit 100 ml Wasser kurz aufkochen lassen
  • Es entsteht ein Schleim
  • Dieser kann abgekühlt z.B. als Maske, verwendet werden (das gleiche funktioniert auch mit Leinsamen!)
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